5. Januar 2018

Geißel der Zeit - Episode 1: Wertsetzung

Geißel der Zeit soll eine Kolumne sein, von der wöchentlich ein neuer Teil erscheinen und einen anderen Abschnitt unserer heutigen Gesellschaft beleuchten soll. Die Aussagen sollen keine Wertung darstellen und spiegeln lediglich die Meinung des Autors wieder. Die Inhalte sind bewusst provokativ formuliert und sollten daher nicht zu ernst genommen werden. Es darf in der Kommentarsektion kräftig über die Themen diskutiert werden.
 
Wenn man sich das Grundgesetz von Deutschland einmal durchliest, dann ist das erste worauf man stößt wahrscheinlich der Artikel 1: Die Würde des Menschen. Auf diesen Grundsätzen ist unsere Gesellschaft aufgebaut. Und die EU und die UN und viele andere Organisation orientieren sich an solchen Werten. Das ist ja auch richtig so. Jeder Mensch ist gleich viel wert. Jeder Mensch sollte mit Würde behandelt werden. Denn schließlich war das nicht immer so. Menschen wurden versklavt, mussten zu Hungerlöhnen, in menschenunwürdiger Länge arbeiten, Kinder mussten sich die Hände wund schürfen und ethnische Minderheiten wurden verfolgt. Zum Glück ist das heute anders. 

Eigentlich jedoch komisch, dass sich unsere Welt nun doch so entwickelt hat, aber froh können wir darüber sein oder ? Würden wir immer noch in Monarchien oder Diktaturen leben, würde sich keiner um den Menschen hinter der Arbeitskraft kümmern. Gut, der ein oder andere tut das immer noch, aber halt im Rahmen des Gesetzes. Unsere Werte sind also an unsere Natur angepasst. Keiner kann den ganzen Tag arbeiten. Keiner kommt ohne Essen und ohne Schlaf aus.

Jedoch vergessen wir über den ganzen Luxus den wir in relativ kurzer Zeit vor gerade erst etwas mehr als 100 Jahren erworben haben, dass noch nicht alle Schattenseiten beseitigt sind. Von unserer Bundeskanzlerin werden wir mit den Worten "Uns geht es doch gut" besänftigt. Eine Aussage, die meiner Ansicht nach überhaupt nicht in Ordnung ist. Schon gar nicht von einem/einer Politiker/in. Solche Aussagen, machten vielleicht Herrscher vor tausenden Jahren, um die Unterdrückung ihrer Untertanen zu rechtfertigen. Denen ging es aber gar nicht gut. Und nur weil es uns besser als schlecht geht, geht es uns vielleicht noch lange nicht gut. Keiner wird mehr unterdrückt, oder muss Hungerleiden u.ä., aber noch ist nicht alles beseitigt. Wenn unsere Gesellschaft auf menschlichen Werten aufgebaut ist, warum fehlt ihr dann die letzte Konsequenz ? 

Immer wieder liest und hört man von Berichten und Enthüllungen, wie Arbeitnehmer schlecht behandelt werden und/oder Löhne an der unteren Lebensgrenze bekommen. Sie reichen um zu überleben, aber mehr nicht. Ist das ein Leben in Würde ? Damit die reichen Leute ihre Produkte billig einkaufen können ? Damit die Kunden die kein Verständnis für eine körperlich anstrengende Arbeit haben, diese Menschen den ganzen Tag herum schubsen können ? Damit die Milliardengewinne der Eigentümer noch höher ausfallen ? Glücklicherweise wurden die Werte in unserer modernen Gesellschaft richtig verteilt, aber bemerkt sie selten.

Wahrscheinlich gibt es noch viele Andere Beispiele dafür, jedoch erkennt man diese erst wenn man danach sucht. Genau diese Tatsache macht das Uns-geht-es-doch-gut-Argument erst möglich. Wahrscheinlich wird deshalb, wohl auch der ein oder andere Leser denken, dieser Eintrag ist nur Gejammer auf hohem Niveau. Aber denjenigen sei gesagt: Nur weil es uns gut geht, ist das doch kein Grund zu stagnieren. Warum wird sich mit der Verbesserung der Gesellschaft so viel Zeit gelassen ? Ich bin mir sicher, dass man dem 19.Jahrhundert als Unbeteiligter auch nicht die Kinderarbeit angesehen hat, wenn man nicht wusste wo man sie findet...

Ein böser Schelm könnte hier von Absicht sprechen. Vielleicht wollen diejenigen die davon profitieren, dass es so bleibt. Vielleicht ist aber alles auch nur Zufall, weil es gerade etwas wichtigeres zu tun gibt. Es kann ja gut und gerne sein, dass es etwas wichtigeres zu behandeln gibt, als das was in unserer Verfassung an erster Stelle steht…

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