Frohe Festtage
Frohe Weihnachten, so oft gesagt und dennoch, ich gehöre dem
Christentum gar nicht an. Wieso also immer „Frohe Weihnachten?“. Naja, die
meist vertretene Religion in Deutschland ist das Christentum, und daher rührt
die Verbreitung des „Frohe Weihnachten“. Aber ich benutze es nicht, um an die
Geburt Jesus Christus zu erinnern, sondern um jemanden frohe Festtage zu
wünschen. Für viele Menschen ist Weihnachten mittlerweile ein kulturelles Fest
geworden, ohne religiösen Hintergrund.
Aber wie wird dieses Fest in den verschiedenen Ländern
gefeiert?
Ein kleiner Einblick:
Großbritannien
In England werden die Geschenke am 24. unter den Baum gelegt
und erst am nächsten Tag ausgepackt. Die Tafel ist reich gedeckt, ganz
besonders mit dem berühmten Plumpudding und einem Truthahn. Dem Glauben nach
bringt der Weihnachtsmann die Geschenke durch den Kamin und das in der Nacht an
Heiligabend. Um 15 Uhr versammeln sich die meisten Familien vor dem Fernseher, um
der Ansprache ihrer Queen zu lauschen.
Schweden
Nachdem an Heilig Abend die Geschenke verteilt wurden, wird
ordentlich gespeist. Zuallererst gibt es einen Glögg (Glühwein), dann werden
eingelegter Lachs und Hering serviert. Dabei wird die Runde beim Weihnachtsessen
auch als Julbord bezeichnet. Die Weihnachtszeit an sich dauert bei den Schweden
recht lange. Es beginnt in der Adventszeit und endet erst am 13. Januar. Dabei
wird Augenmerk auf den 13. Dezember gelegt. Dieser Tag wird der heiligen Lucia
gewidmet, die Licht ins Dunkle bringen soll. An diesem Tag bringt die älteste
Tochter den Eltern Gebäck ans Bett, dabei ist sie in Weiß gekleidet und trägt
einen Kranz mit vier Kerzen auf dem Kopf. Am Weihnachtstag wird
Schweinfußsülze, Köttbullar (Fleischbällchen) Reisbrei und Fisch in Cremesoße
serviert. Nach dem Festmahl findet die Bescherung statt.
Lettland
Hier werden heidnische mit christlichen Bräuchen vermischt.
„Ziemassvētki“ bedeutet Weihnachten, wobei die rein heidnische Bezeichnung
„Bluķa vakars“, „Kaļedas“ oder „Ķūķu vakars“ lautet. Die Wintersonnenwende wird
zeitgleich gefeiert, am „Bluķa vakars“ wird ein Holzbalken verbrannt, um der
Sonne wieder Kraft zu geben. Zudem wandern die Menschen als Tiere verkleidet
von Haus zu Haus, um böse Geister zu vertreiben. Auf den Tisch kommen
Schweinebraten, Teigtaschen mit Speckfüllung „Pirogi“, Blutwurst und
Sauerkraut.
Griechenland
„Kourambiedes“ (Butterplätzchen mit viel Mandeln und
Puderzucker) und „Melomakarona“ (Gebäck mit Honigsirup) bilden das spezielle Weihnachtsgebäck.
Der Weihnachtsbaum symbolisiert unter anderem den Baum, der die Erde stützt.
Diesen versuchen die „Kalikanzari“, kleine Dämonen aus der Unterwelt, das ganze
Jahr über zu fällen. Bevor sie am Weihnachtstag ihr Werk beenden können, wird
Jesus geboren. Nun kommen die Unterweltkobolde auf die Erde und ärgern die
Menschen 12 Tage lang. Deshalb brennen die Kamine von jetzt an 12 Tage lang, um
die Störenfriede wieder zu vertreiben. Am Morgen des Weihnachtstages ziehen die
Kinder um die Häuser und verbreiten singend (Lied: Kalanda, von Triangeln
begleitet) die Nachricht von Christis Geburt. Die griechische Alternative zum
Weihnachtsbaum, die teilweise noch heute gebraucht wird, ist ein beleuchtetes
Schiff auf dem Fensterbrett – in Gedenken an die Seefahrer, die fernab der
Heimat auf See sind.
Neuseeland
Weihnachten bei 30°C – oder Regenfällen. Am Strand feiern –
eher mit Freunden und Kollegen als mit der Familie –, bunte Festtagszüge und
geschmückte Festtage sind am Feiertag in Neuseeland Alltag. Dabei verzehrt man
den Weihnachtsschinken und lässt „Christmas cracker“ (Knallbonbons) knallen.
Auf Grund der Hitze, die die meisten Weihnachtsbäume schon nach Stunden
austrocknen würde, bestehen die meisten Weihnachtsbäume aus Plastik. Am Morgen
des 25. Dezembers gibt es dann die Geschenke. Zum „boxing day“ am 26. gehen
dann die meisten shoppen, denn alle Läden haben wieder geöffnet und es gibt
Schnäppchenangebote. Brom-, Erd- und Himbeergerichte sind bei den sommerlichen
Temperaturen beliebt. Nicht fehlen darf der einheimische Kuchen „Pavlova“, der
mit Eiweiß, Sahne und Kiwi zubereitet ist.
Mexiko
Ab dem 16. Dezember wird bei den Mexikanern mit den
Festlichkeiten begonnen. Dabei wird die Geschichte von Maria und Josef
nachgespielt „Posada“ – jeden Tag. Dann wird gefeiert. Die Weihnachtsbäume
bestehen meist aus Plastik, können aber farblich vom normalen Baum abweichen,
also auch mal blau oder pink sein. Es werden“ Buñuelos“ (süße Krapfen)
und „Ponche con piquete“ (Fruchtpunsch mit Schuss) zu sich genommen. Auf den
Partys fehlen die berühmten „Piñatas“ natürlich nicht. Der Weihnachtstruthahn
wird erst nach der Mitternachtsmesse verspeist. Gefeiert wird dann bis zum
Morgengrauen.
Russland
Die orthodoxen Russen feiern Weihnachten erst am 6. Januar.
Nach dem Heilig Abend um Mitternacht endet die wochenlange Fastenzeit, sodass
keine tierischen Produkte verspeist werden. Anfangen tut das Mahl erst, wenn
der erste Stern am Himmel steht. „Kutja“ (Getreidebrei mit Rosinen und Nüssen)
bildet dabei die Hauptspeise. Als Nebenspeise gelten Bohnen, Salate, Kraut und
Eintöpfe. Insgesamt zählt man 12 Gerichte – eines für jeden Apostel. Am 7.
Januar findet die feierliche Weihnachtsmesse statt. Weil man nach der
Oktoberrevolution 1917 kein Weihnachten mehr feiern durfte, gingen viele
Traditionen verloren.
Äthiopien
„Genna“ oder „Lidet“ beginnt in Äthiopien ebenfalls am 6.
Januar – denn es wird dem julianischen und nicht dem gregorianischen Kalender
gefolgt. In der heiligen Stadt Lalibela treffen zehntausende Pilger zum sechsstündigen
Gottesdienst, in weiße Gewänder gekleidet und mit Kerzen, ein, um die Geburt
Christi zu feiern. Bei ihrer Ankunft werden ihnen nach Tradition die Füße
gewaschen. Es ist das Ende der Fastenzeit, sodass Mahlzeiten ausgeteilt werden.
Zu Hause gibt es manchmal das Nationalgericht „Doro Wat“ (scharfer
Hühnereintopf mit Eiern). Danach wird ausgelassen zelebriert mit rhythmischen
Tänzen zu Trommelschlägen.
Polen
Nach der Fastenzeit am Wigilia (Heiligen Abend), das eines
der traditionsreichsten Feste im katholischen Polen ist, wird der Tisch reich
gedeckt, gespeist wird aber erst, wenn der erste Stern am Himmel steht. Dabei
gibt es immer ein Extragedeck am Tisch, falls unerwarteter Besuch auftaucht –
egal, ob arm oder reich, fremd oder bekannt. Wie der Tag verläuft, soll wohl
für das ganze nächste Jahr ausschlaggebend sein. Deshalb wird für Geborgenheit
und Friede gesorgt. Das Fest wird mit der Aufteilung der geweihten Oblate
begonnen. Jeder bekommt ein Stück und man spricht seine Wünsche und den Frieden
aus. Auch die Haustiere bekommen ein Stück Oblate ab (allerdings muss diese
nicht weiß sondern bunt sein) und den nicht anwesenden Freunden und
Familienmitgliedern lässt man Oblaten per Post zukommen. Alle zubereiteten
Gerichte – manchmal sind es immer noch 12 Stück (eines für jedes Jahr bzw. für
jeden Apostel) – müssen einmal von jedem probiert worden sein. Traditionell
gibt es „piroggen“ (gefüllte Teigtaschen), Fischgerichte (wegen des Verzichts
auf Fleisch) und zum Nachtisch meist einen Käsekuchen „sernik“. Nach dem Mahl
werden die Kinder beschert und es wird gefeiert. Danach gehen alle zur
Mitternachtsmesse („pasterka“).
Spanien
Für viele Spanier beginnt Weihnachten damit, Lotto zu
spielen. Jedes Jahr wird am 22. Dezember „El Gordo“, der dicke Hauptgewinn,
ausgelost und mehrere Millionen Euro an massenhaft Lottospieler verteilt. An
Weihnachten kommt die Familie zusammen. Ein Baum wird oft nicht aufgestellt,
dafür aber eine Krippe, bei der bei mehreren Familien nicht der „caganer“ oder
„cagon“ fehlen darf (ein satirisches Männchen, das die Hosen herunterlässt und
sein Geschäft verrichtet). Erst am Dreikönigstag am 6. Januar bekommen die
Kinder ihre Geschenke. Die werden nicht vom Weihnachtsmann „papa noel“, sondern
von den drei Weisen aus dem Morgenland – Kaspar, Melchior und Balthasar –
gebracht. Zu „noche buena“, dem Heiligabend, gibt es nur kleinere
Überraschungen, obwohl sich die Traditionen durch den Einfluss der katholischen
Kirche zunehmend vor allem in den jüngeren Generationen ändert. Am „noche buena“
wird der für Spanien typische luftgetrocknete Hinterschinken „jamon iberico“
oder „jamen serrano“ serviert. Dazu kommen Lammkeule oder Truthahn. Zur
Nachspeise kommen Nougat-Mandel-Honig-Gebäck „turron“ und ein spanischer
Schaumwein „cava“ auf den Tisch. Um Mitternacht treffen sich viele bei der
„misa de gallo“, der Hahnenmesse. Nach den Feiertagen am 28. Dezember muss man
auf der Hut sein, an dem Tag wird viel Unfug getrieben, bei dem man versucht,
sich gegenseitig Streiche zu spielen. Auch die Medien verbreiten ulkige
Nachrichten, die sich dann als Falschmeldung entpuppen. Der Tag ist bekannt
unter dem Namen „Día de
los Santos Inocentes„ (Tag der heiligen Unschuldigen). Am Vorabend des
6. Januars reiten die „reyes magos“ (Kaspar, Melchior und Balthasar) durch die
Straßen und werfen den Kindern Bonbons „caramelos“ zu. Am Tage des 6. Januar
wird der „roscon de reyes“ aufgetischt, ein cremiges, kranzförmiges
Zuckergebäck (Königskuchen). Für viele Spanier, von denen 70% katholisch sind,
ist Weihnachten (welches eigentlich ein christliches Fest ist) mittlerweile ein
Familienfest.
Italien
Viele Italiener sind streng gläubig, weshalb Weihnachten ein
sehr frommes Fest ist. Am 8. Januar (Tag der Mariä Empfängnis) wird der Baum
aufgestellt und die Krippe darunter gestellt. Die Krippe hat für die Italiener
eine sehr wichtige Bedeutung und darf nicht fehlen. Am 24. Dezember selbst
müssen die Menschen noch arbeiten gehen. Am Abend wird dann gespeist, gespielt
und die „Christmette“ (Mitternachtsmesse) wird besucht. 24 Stunden vor
Weihnachten wird gefastet. Das Weihnachtsessen selbst besteht aus Fisch und
Pasta. Der Feiertag „Natale“ am 25. und „Santo Stefano“ am 26. folgen darauf.
Während der Weihnachtszeit werden keine Plätzchen verspeist, sondern
„Panettone“ (Hefekuchen mit Rosinen und kandierten Früchten) und „Pandoro“
(noch süßer und zusätzlich mit Zucker bestreut). Geschenke gibt es erst am 6.
Januar. Nach dem Volksglauben bringt die Dreikönigshexe „Befana“ die Geschenke.
Sie ist in der Weihnachtsnacht zu spät aufgebrochen und hat den Stern, der sie
zur Krippe führen sollte, verpasst. Seitdem irrt sie umher, um die Krippe zu
suchen und bringt jedem Haus Geschenke, um eines Tages auf das Christkind zu
treffen. Auch hier gibt es einige Regionen, in denen sich der Brauch vom
Weihnachtsmann und Christkind durchsetzt.
Japan
Kurisumasu
Ibu (クリスマス・イブ) – in Anlehnung an das englische „Christmas Eve“ – wird der
Heilige Abend genannt. An dem kommen Pärchen und Singles zusammen, denn das
Fest der Liebe ist in Japan kein Familienfest. Da weniger als 1% in Japan
Christen sind und der Weihnachtsbrauch als neumodernes Fest aus dem Westen
gilt, ist es hier frei von religiöser Bedeutung. Die drei Stufen an einem
Weihnachtsabend bestehen aus einem Spaziergang unter den Weihnachtslichtern der
Straßen, einem netten Essen in einem vorher reservierten Restaurant und zum
Schluss das vorher gebuchte Hotel (da viele Japaner selbst als Studenten noch
bei ihren Eltern wohnen, ist es selbst für Paare schwierig, gemeinsame,
ungestörte Zeit zu zweit zu finden). Besonders eingebrannt hat sich der Verzehr
von Backwerk am Weihnachtsabend „Christmas-Cake“ (クリスマス・ケーキ). Er besteht aus
Biskuitmasse, Erdbeeren und Sahne.
Fazit:
Traditionen und Brauch sind in vielen Kulturen wichtig und
gehören zum Alltag. Bestimmten Personen, Gottesbildern oder Übernatürlichem
sind gewisse Tage gewidmet, an denen man sich in unterschiedlichster Weise bei
ihnen bedankt und sie ehrt. Allen Ländern aber ist die gemeinsam verbrachte
Zeit am Weihnachtstag gleich. Auch wenn es viele unterschiedliche Bräuche und
Traditionen gibt, die sich aber doch in einigen Ländern gleichen, verbringt man
den Tag häufig mit der Familie (oder mit Freunden oder dem Partner). Wir alle
sollten diese gemeinsame Zeit schätzen und genießen. Deshalb von mir: frohe
Festtage.
Quellen:
(Zugriff in der Zeit vom 21.-23. Dezember 2017)