15. November 2017

Sinn und Unsinn von Leben und Tod

Habt ihr schon einmal versucht euer Leben in der Unendlichkeit einzuordnen ? Ist euch schon mal aufgefallen, dass vor eurem Leben total viel Zeit vergangen ist und das nach eurem Leben noch total viel (möglicherweise sogar unendlich viel) Zeit vergehen wird ? 

Die Menschen suchen in ihrem Leben, in ihrer Welt nach Mustern. Und wenn man so will ist unsere Welt auch ziemlich logisch aufgebaut. Es gibt nur ein (vielleicht auch mehr..) Element, dass alles durcheinander bringt: der Tod. Denn durch den Tod bekommt unser Dasein einen bitteren Beigeschmack. Was immer du im Leben tust, wie viel Spaß du hast, wie gesund du lebst, wie reich auch immer du bist: irgendwann ist es vorbei. Der Tod gewinnt immer. Wahrscheinlich bist du in der  Skala der Unendlichkeit länger tot, als lebendig. Dieses "Problem" führt in der heutigen Gesellschaft dazu, dass jeder Versucht das Maximale aus seinem Leben herauszuholen, die kurze Zeit sinnvoll zu nutzen. Wir versuchen so viel Sinn in das Leben zu bringen wie möglich, um den Unsinn des Todes zu überwinden. Also suchen wir nach dem Sinn des Lebens.

Der Sinn des Lebens, was auch immer er sein mag, können wir nur im Leben erfüllen, unmöglich im Tod. Daraus folgt, dass der Sinn den wir erreichen wollen, das Maximale ist das wir erreichen können. Das Maximale ist wahrscheinlich für jeden etwas anderes. Davon lebt unsere Kultur. Würde also jeder das Maximale erreichen, dann würde sich unsere Kultur kontinuierlich erweitern/verbessern, da jeder etwas neues hinzufügt. 

Nun kommt jedoch wieder der Tod ins Spiel. Egal was du im Leben erreichst: Sobald du tot bist, ist es für immer weg. Du hast nicht für dich gekämpft, sondern für deine und deren Nachfolger. Du kannst nichts mitnehmen. Durch den Tod verliert alles, was du im Leben erreichst, seinen Sinn. Wenn du der reichste Mann der Welt bist, hat es nach deinem Tod keinen Wert mehr. Wenn du der ärmste Mann der Welt bist, ist es nach deinem Tod egal, denn dann bist du genau so viel wert, wie der reichste Mann nach seinem Tod. Nicht einmal die Länge deines Lebens hat dann einen Sinn.
Dieses Dilemma führte in der menschlichen Kultur schon immer zu Kopfzerbrechen. Schon im antiken Griechenland war man sich sicher, dass es nach dem Tod für immer vorbei ist. Sobald Hades deinem Leben ein Ende setzt, gibt es keine Rückkehr in das Reich der Lebenden. Was auch immer danach kommt, eine Umkehr gibt es nicht.

Schnell entwickelte sich die Idee der Wiedergeburt. Diese Idee hatte den großen Vorteil, dass man nach der Wiedergeburt eine neue Chance hatte etwas zu erreichen. Leider hat auch diese Theorie einen Haken: man kann sich nicht an sein vorheriges Leben erinnern und muss von Vorn anfangen.
Da alle Vorstellungen für das Leben nach dem Tod beinhalten, dass man auf Erden ein "gutes" Leben führen muss, um dann nicht bestraft zu werden, entwickelten sich Bewegungen die den Sinn und die Schuld am Leben in Frage stellten. Im Calvinismus gab man Gott allein die Schuld für das was man während des Lebens erreichte. Der Pfad den man nach dem Leben einschlägt, ist laut den Calvinisten schon zur Geburt der Menschen vorherbestimmt. 

Heute strebt der Mensch nach einem möglichst langem Leben. Wir suchen nach medizinischen Wegen um unser Leben künstlich zu verlängern, oder sogar unendlich zu machen. Leider wäre ein unendliches Leben nur eine Flucht vor der Verantwortung in der "relativ kurzen" normalen Lebenszeit etwas zu erreichen und würde möglicherweise zu einer Faulheit führen, überhaupt etwas im Leben zu erreichen. Zugegeben, der Tod ist uns - obwohl er uns jederzeit zwischen jetzt und undendlich ereilen kann - nicht immer bewusst und kann uns deshalb nicht hauptsächlich irgendwie voranführen. Und man denkt auch nicht besonders oft darüber nach, wann und wie man stirbt. Aber ab und zu tut man es doch. Und dann kommen einem gleich die Gedanken ob man etwas im Leben erreicht hat und ob man nun zufrieden wäre wenn man jetzt stürbe.
Was machen wir also nun mit diesem sinnlosen Element? Die Antwort ist: es ist egal. Jeder Mensch hat die Verantwortung einen Sinn zu wählen und diesem zu folgen. Du kannst etwas für die Gesellschaft hinterlassen, musst dir aber bewusst sein, dass du nicht lang davon profitierst, deine Nachfolger aber schon. Jeder der Kinder hat, kennt wahrscheinlich den Gedanken: Damit unsere Kinder es einmal besser haben als wir. 

Du kannst allerdings auch egoistisch leben: Soviel Spaß im Leben haben wie möglich haben und alles nur für dich machen. Schließlich lebst du nur einmal. Und die anderen sind aus dieser Perspektive egal. Du kannst auch die Balance finden und ein durchschnittlicher Mensch ohne eine Superlative sein. Aber egal wofür du dich entscheidest: stirbst du, ist nichts für dich davon übrig. Wir bleiben ein Staubkorn in der Zeit. Man kann es schaffen in den Geschichtsbüchern zu landen und sein Wirkungszeitraum zu vergrößern. Aber denken wir an die antike Kultur wissen wir wie vergänglich selbst große Herrscher, nach wenigen tausend Jahren, sein können. 
Irgendwann verschwindet man für immer, von der Bühne der Welt…

9. November 2017

Wir und die Ferne


Das Reisen fasziniert die Menschheit schon immer. Früher, also vor ca. 150 Jahren und noch weiter zurück, war das Reisen meist eine Entscheidung, die das ganze Leben beeinflusste. Man war nicht mal eben 2 Wochen im Karibik-Urlaub, sondern mehrere Jahre. Man sah vieles, erlebte neue Kulturen und sammelte Eindrücke. Keine Flugzeuge und keine 14 Stunden Flüge. Manchmal konnte die Reise sogar lebensgefährlich werden oder gar tödlich enden. Mit den heutigen Möglichkeiten, nahezu überall in kurzer Zeit sein zu können, hat sich das alles geändert. Die Welt ist heute viel kleiner, als sie es damals war. Die Magie des Reisens ist allerdings bis heute geblieben. Aber warum reisen wir heute noch ? Ist das, was wir im Urlaub tun denn überhaupt noch echtes Reisen so wie es früher war ?
Wenn ich meinen Urlaub buche, dann will ich etwas neues. Neues sehen, neues tun und erleben, was ich vorher noch nicht erlebt habe. Vorrangig die Natur, aber auch Menschen und Kulturen, sowie Geschichten. Ich will ein Abenteuer, das meinen Horizont erweitert, mich entspannt und mir vor Augen führt, was es ist das ich brauche im Leben. Wandern in entlegene Gebiete, die Welt erleben und Ehrfurcht erfahren. Ich will das Gefühl, das Fremde genauso wie das Zuhause wert schätzen zu können. Der Blick aus dem Flugzeugfenster reicht mir nicht aus, um das was zwischen A und B liegt wirklich zu erleben. Ich habe vielleicht vieles gesehen, aber davon kaum etwas wirklich erlebt.
 Vielleicht stehe ich aber auch mit meiner Meinung alleine da. Möglicherweise hat sich Reisen einfach dahin entwickelt, dass wir einfach nur noch so weit es geht von Zuhause weg sein wollen, um dem Alltag zu entfliehen und Kraft beim Rumliegen auf Sonnenstühlen zu tanken. Oder beim Sightseeing im Massentourismus-Stil. Das Tempo und die Hast, die jeder von uns, wenn er ehrlich sein soll, viel zu häufig an den Tag legt, hat sich bis in den Bereich unseres Lebens ausgebreitet, der davon eigentlich befreit sein sollte. Sehenswürdigkeiten auf einer Bucket-List abhaken ist kein Urlaub, und nur weil man es fotografiert hat, oder vielleicht gerade deswegen, war man noch nicht wirklich dort.
Ich weiß natürlich, dass jeder nur eine begrenzte Zeit Urlaub haben kann, und jeder folglich das „meiste“ aus dem Urlaub herausholen möchte. Bei mir ist das genauso wie bei dem Großteil aller Arbeitnehmer. Was ich aber möchte, ist, dass jeder versteht, dass man niemals alles sehen kann. Sich zu beeilen, damit man alles sieht, verhindert nur, dass man wirklich im Urlaub ankommt. Die kleinen und großen Momente zu genießen, sich selbst vielleicht ein bisschen besser kennenlernen, und seinen Platz in der Welt suchen, das ist, worum es im Urlaub geht. 2 Wochen Ballermann-Eimersaufen, an das man sich nicht erinnern kann – oder über Stock und Stein in dichten Wäldern gehen und auf kahlen, schroffen Bergen Sonnenuntergänge mit den wichtigsten Menschen im Leben genießen – ich weiß, wofür ich mich auf Reisen entscheide.