24. Dezember 2017

Frohe Festtage - Ein Einblick in Festtraditionen


Frohe Festtage



Frohe Weihnachten, so oft gesagt und dennoch, ich gehöre dem Christentum gar nicht an. Wieso also immer „Frohe Weihnachten?“. Naja, die meist vertretene Religion in Deutschland ist das Christentum, und daher rührt die Verbreitung des „Frohe Weihnachten“. Aber ich benutze es nicht, um an die Geburt Jesus Christus zu erinnern, sondern um jemanden frohe Festtage zu wünschen. Für viele Menschen ist Weihnachten mittlerweile ein kulturelles Fest geworden, ohne religiösen Hintergrund.

Aber wie wird dieses Fest in den verschiedenen Ländern gefeiert?

Ein kleiner Einblick: 



Großbritannien

In England werden die Geschenke am 24. unter den Baum gelegt und erst am nächsten Tag ausgepackt. Die Tafel ist reich gedeckt, ganz besonders mit dem berühmten Plumpudding und einem Truthahn. Dem Glauben nach bringt der Weihnachtsmann die Geschenke durch den Kamin und das in der Nacht an Heiligabend. Um 15 Uhr versammeln sich die meisten Familien vor dem Fernseher, um der Ansprache ihrer Queen zu lauschen.

Schweden

Nachdem an Heilig Abend die Geschenke verteilt wurden, wird ordentlich gespeist. Zuallererst gibt es einen Glögg (Glühwein), dann werden eingelegter Lachs und Hering serviert. Dabei wird die Runde beim Weihnachtsessen auch als Julbord bezeichnet. Die Weihnachtszeit an sich dauert bei den Schweden recht lange. Es beginnt in der Adventszeit und endet erst am 13. Januar. Dabei wird Augenmerk auf den 13. Dezember gelegt. Dieser Tag wird der heiligen Lucia gewidmet, die Licht ins Dunkle bringen soll. An diesem Tag bringt die älteste Tochter den Eltern Gebäck ans Bett, dabei ist sie in Weiß gekleidet und trägt einen Kranz mit vier Kerzen auf dem Kopf. Am Weihnachtstag wird Schweinfußsülze, Köttbullar (Fleischbällchen) Reisbrei und Fisch in Cremesoße serviert. Nach dem Festmahl findet die Bescherung statt.

Lettland

Hier werden heidnische mit christlichen Bräuchen vermischt. „Ziemassvētki“ bedeutet Weihnachten, wobei die rein heidnische Bezeichnung „Bluķa vakars“, „Kaļedas“ oder „Ķūķu vakars“ lautet. Die Wintersonnenwende wird zeitgleich gefeiert, am „Bluķa vakars“ wird ein Holzbalken verbrannt, um der Sonne wieder Kraft zu geben. Zudem wandern die Menschen als Tiere verkleidet von Haus zu Haus, um böse Geister zu vertreiben. Auf den Tisch kommen Schweinebraten, Teigtaschen mit Speckfüllung „Pirogi“, Blutwurst und Sauerkraut.

Griechenland

„Kourambiedes“ (Butterplätzchen mit viel Mandeln und Puderzucker) und „Melomakarona“ (Gebäck mit Honigsirup) bilden das spezielle Weihnachtsgebäck. Der Weihnachtsbaum symbolisiert unter anderem den Baum, der die Erde stützt. Diesen versuchen die „Kalikanzari“, kleine Dämonen aus der Unterwelt, das ganze Jahr über zu fällen. Bevor sie am Weihnachtstag ihr Werk beenden können, wird Jesus geboren. Nun kommen die Unterweltkobolde auf die Erde und ärgern die Menschen 12 Tage lang. Deshalb brennen die Kamine von jetzt an 12 Tage lang, um die Störenfriede wieder zu vertreiben. Am Morgen des Weihnachtstages ziehen die Kinder um die Häuser und verbreiten singend (Lied: Kalanda, von Triangeln begleitet) die Nachricht von Christis Geburt. Die griechische Alternative zum Weihnachtsbaum, die teilweise noch heute gebraucht wird, ist ein beleuchtetes Schiff auf dem Fensterbrett – in Gedenken an die Seefahrer, die fernab der Heimat auf See sind.

Neuseeland

Weihnachten bei 30°C – oder Regenfällen. Am Strand feiern – eher mit Freunden und Kollegen als mit der Familie –, bunte Festtagszüge und geschmückte Festtage sind am Feiertag in Neuseeland Alltag. Dabei verzehrt man den Weihnachtsschinken und lässt „Christmas cracker“ (Knallbonbons) knallen. Auf Grund der Hitze, die die meisten Weihnachtsbäume schon nach Stunden austrocknen würde, bestehen die meisten Weihnachtsbäume aus Plastik. Am Morgen des 25. Dezembers gibt es dann die Geschenke. Zum „boxing day“ am 26. gehen dann die meisten shoppen, denn alle Läden haben wieder geöffnet und es gibt Schnäppchenangebote. Brom-, Erd- und Himbeergerichte sind bei den sommerlichen Temperaturen beliebt. Nicht fehlen darf der einheimische Kuchen „Pavlova“, der mit Eiweiß, Sahne und Kiwi zubereitet ist.

Mexiko

Ab dem 16. Dezember wird bei den Mexikanern mit den Festlichkeiten begonnen. Dabei wird die Geschichte von Maria und Josef nachgespielt „Posada“ – jeden Tag. Dann wird gefeiert. Die Weihnachtsbäume bestehen meist aus Plastik, können aber farblich vom normalen Baum abweichen, also auch mal blau oder pink sein. Es werden“ Buñuelos“ (süße Krapfen) und „Ponche con piquete“ (Fruchtpunsch mit Schuss) zu sich genommen. Auf den Partys fehlen die berühmten „Piñatas“ natürlich nicht. Der Weihnachtstruthahn wird erst nach der Mitternachtsmesse verspeist. Gefeiert wird dann bis zum Morgengrauen.

Russland

Die orthodoxen Russen feiern Weihnachten erst am 6. Januar. Nach dem Heilig Abend um Mitternacht endet die wochenlange Fastenzeit, sodass keine tierischen Produkte verspeist werden. Anfangen tut das Mahl erst, wenn der erste Stern am Himmel steht. „Kutja“ (Getreidebrei mit Rosinen und Nüssen) bildet dabei die Hauptspeise. Als Nebenspeise gelten Bohnen, Salate, Kraut und Eintöpfe. Insgesamt zählt man 12 Gerichte – eines für jeden Apostel. Am 7. Januar findet die feierliche Weihnachtsmesse statt. Weil man nach der Oktoberrevolution 1917 kein Weihnachten mehr feiern durfte, gingen viele Traditionen verloren.

Äthiopien

„Genna“ oder „Lidet“ beginnt in Äthiopien ebenfalls am 6. Januar – denn es wird dem julianischen und nicht dem gregorianischen Kalender gefolgt. In der heiligen Stadt Lalibela treffen zehntausende Pilger zum sechsstündigen Gottesdienst, in weiße Gewänder gekleidet und mit Kerzen, ein, um die Geburt Christi zu feiern. Bei ihrer Ankunft werden ihnen nach Tradition die Füße gewaschen. Es ist das Ende der Fastenzeit, sodass Mahlzeiten ausgeteilt werden. Zu Hause gibt es manchmal das Nationalgericht „Doro Wat“ (scharfer Hühnereintopf mit Eiern). Danach wird ausgelassen zelebriert mit rhythmischen Tänzen zu Trommelschlägen.

Polen

Nach der Fastenzeit am Wigilia (Heiligen Abend), das eines der traditionsreichsten Feste im katholischen Polen ist, wird der Tisch reich gedeckt, gespeist wird aber erst, wenn der erste Stern am Himmel steht. Dabei gibt es immer ein Extragedeck am Tisch, falls unerwarteter Besuch auftaucht – egal, ob arm oder reich, fremd oder bekannt. Wie der Tag verläuft, soll wohl für das ganze nächste Jahr ausschlaggebend sein. Deshalb wird für Geborgenheit und Friede gesorgt. Das Fest wird mit der Aufteilung der geweihten Oblate begonnen. Jeder bekommt ein Stück und man spricht seine Wünsche und den Frieden aus. Auch die Haustiere bekommen ein Stück Oblate ab (allerdings muss diese nicht weiß sondern bunt sein) und den nicht anwesenden Freunden und Familienmitgliedern lässt man Oblaten per Post zukommen. Alle zubereiteten Gerichte – manchmal sind es immer noch 12 Stück (eines für jedes Jahr bzw. für jeden Apostel) – müssen einmal von jedem probiert worden sein. Traditionell gibt es „piroggen“ (gefüllte Teigtaschen), Fischgerichte (wegen des Verzichts auf Fleisch) und zum Nachtisch meist einen Käsekuchen „sernik“. Nach dem Mahl werden die Kinder beschert und es wird gefeiert. Danach gehen alle zur Mitternachtsmesse („pasterka“).

Spanien

Für viele Spanier beginnt Weihnachten damit, Lotto zu spielen. Jedes Jahr wird am 22. Dezember „El Gordo“, der dicke Hauptgewinn, ausgelost und mehrere Millionen Euro an massenhaft Lottospieler verteilt. An Weihnachten kommt die Familie zusammen. Ein Baum wird oft nicht aufgestellt, dafür aber eine Krippe, bei der bei mehreren Familien nicht der „caganer“ oder „cagon“ fehlen darf (ein satirisches Männchen, das die Hosen herunterlässt und sein Geschäft verrichtet). Erst am Dreikönigstag am 6. Januar bekommen die Kinder ihre Geschenke. Die werden nicht vom Weihnachtsmann „papa noel“, sondern von den drei Weisen aus dem Morgenland – Kaspar, Melchior und Balthasar – gebracht. Zu „noche buena“, dem Heiligabend, gibt es nur kleinere Überraschungen, obwohl sich die Traditionen durch den Einfluss der katholischen Kirche zunehmend vor allem in den jüngeren Generationen ändert. Am „noche buena“ wird der für Spanien typische luftgetrocknete Hinterschinken „jamon iberico“ oder „jamen serrano“ serviert. Dazu kommen Lammkeule oder Truthahn. Zur Nachspeise kommen Nougat-Mandel-Honig-Gebäck „turron“ und ein spanischer Schaumwein „cava“ auf den Tisch. Um Mitternacht treffen sich viele bei der „misa de gallo“, der Hahnenmesse. Nach den Feiertagen am 28. Dezember muss man auf der Hut sein, an dem Tag wird viel Unfug getrieben, bei dem man versucht, sich gegenseitig Streiche zu spielen. Auch die Medien verbreiten ulkige Nachrichten, die sich dann als Falschmeldung entpuppen. Der Tag ist bekannt unter dem Namen „Día de los Santos Inocentes„ (Tag der heiligen Unschuldigen). Am Vorabend des 6. Januars reiten die „reyes magos“ (Kaspar, Melchior und Balthasar) durch die Straßen und werfen den Kindern Bonbons „caramelos“ zu. Am Tage des 6. Januar wird der „roscon de reyes“ aufgetischt, ein cremiges, kranzförmiges Zuckergebäck (Königskuchen). Für viele Spanier, von denen 70% katholisch sind, ist Weihnachten (welches eigentlich ein christliches Fest ist) mittlerweile ein Familienfest.

Italien

Viele Italiener sind streng gläubig, weshalb Weihnachten ein sehr frommes Fest ist. Am 8. Januar (Tag der Mariä Empfängnis) wird der Baum aufgestellt und die Krippe darunter gestellt. Die Krippe hat für die Italiener eine sehr wichtige Bedeutung und darf nicht fehlen. Am 24. Dezember selbst müssen die Menschen noch arbeiten gehen. Am Abend wird dann gespeist, gespielt und die „Christmette“ (Mitternachtsmesse) wird besucht. 24 Stunden vor Weihnachten wird gefastet. Das Weihnachtsessen selbst besteht aus Fisch und Pasta. Der Feiertag „Natale“ am 25. und „Santo Stefano“ am 26. folgen darauf. Während der Weihnachtszeit werden keine Plätzchen verspeist, sondern „Panettone“ (Hefekuchen mit Rosinen und kandierten Früchten) und „Pandoro“ (noch süßer und zusätzlich mit Zucker bestreut). Geschenke gibt es erst am 6. Januar. Nach dem Volksglauben bringt die Dreikönigshexe „Befana“ die Geschenke. Sie ist in der Weihnachtsnacht zu spät aufgebrochen und hat den Stern, der sie zur Krippe führen sollte, verpasst. Seitdem irrt sie umher, um die Krippe zu suchen und bringt jedem Haus Geschenke, um eines Tages auf das Christkind zu treffen. Auch hier gibt es einige Regionen, in denen sich der Brauch vom Weihnachtsmann und Christkind durchsetzt.

Japan

Kurisumasu Ibu (クリスマス・イブ) – in Anlehnung an das englische „Christmas Eve“ – wird der Heilige Abend genannt. An dem kommen Pärchen und Singles zusammen, denn das Fest der Liebe ist in Japan kein Familienfest. Da weniger als 1% in Japan Christen sind und der Weihnachtsbrauch als neumodernes Fest aus dem Westen gilt, ist es hier frei von religiöser Bedeutung. Die drei Stufen an einem Weihnachtsabend bestehen aus einem Spaziergang unter den Weihnachtslichtern der Straßen, einem netten Essen in einem vorher reservierten Restaurant und zum Schluss das vorher gebuchte Hotel (da viele Japaner selbst als Studenten noch bei ihren Eltern wohnen, ist es selbst für Paare schwierig, gemeinsame, ungestörte Zeit zu zweit zu finden). Besonders eingebrannt hat sich der Verzehr von Backwerk am Weihnachtsabend „Christmas-Cake“ (クリスマス・ケーキ). Er besteht aus Biskuitmasse, Erdbeeren und Sahne.







Fazit:

Traditionen und Brauch sind in vielen Kulturen wichtig und gehören zum Alltag. Bestimmten Personen, Gottesbildern oder Übernatürlichem sind gewisse Tage gewidmet, an denen man sich in unterschiedlichster Weise bei ihnen bedankt und sie ehrt. Allen Ländern aber ist die gemeinsam verbrachte Zeit am Weihnachtstag gleich. Auch wenn es viele unterschiedliche Bräuche und Traditionen gibt, die sich aber doch in einigen Ländern gleichen, verbringt man den Tag häufig mit der Familie (oder mit Freunden oder dem Partner). Wir alle sollten diese gemeinsame Zeit schätzen und genießen. Deshalb von mir: frohe Festtage.



Quellen:

















(Zugriff in der Zeit vom 21.-23. Dezember 2017)

Keine Kommentare: