Das Reisen fasziniert die Menschheit schon immer. Früher,
also vor ca. 150 Jahren und noch weiter zurück, war das Reisen meist eine
Entscheidung, die das ganze Leben beeinflusste. Man war nicht mal eben 2 Wochen
im Karibik-Urlaub, sondern mehrere Jahre. Man sah vieles, erlebte neue Kulturen
und sammelte Eindrücke. Keine Flugzeuge und keine 14 Stunden Flüge. Manchmal
konnte die Reise sogar lebensgefährlich werden oder gar tödlich enden. Mit den
heutigen Möglichkeiten, nahezu überall in kurzer Zeit sein zu können, hat sich
das alles geändert. Die Welt ist heute viel kleiner, als sie es damals war. Die
Magie des Reisens ist allerdings bis heute geblieben. Aber warum reisen wir
heute noch ? Ist das, was wir im Urlaub tun denn überhaupt noch echtes Reisen so
wie es früher war ?
Wenn ich meinen Urlaub buche, dann will ich etwas neues.
Neues sehen, neues tun und erleben, was ich vorher noch nicht erlebt habe. Vorrangig die Natur, aber auch Menschen und Kulturen, sowie Geschichten. Ich
will ein Abenteuer, das meinen Horizont erweitert, mich entspannt und mir vor
Augen führt, was es ist das ich brauche im Leben. Wandern in entlegene Gebiete,
die Welt erleben und Ehrfurcht erfahren. Ich will das Gefühl, das Fremde genauso
wie das Zuhause wert schätzen zu können. Der Blick aus dem Flugzeugfenster
reicht mir nicht aus, um das was zwischen A und B liegt wirklich zu erleben. Ich
habe vielleicht vieles gesehen, aber davon kaum etwas wirklich erlebt.
Vielleicht stehe ich
aber auch mit meiner Meinung alleine da. Möglicherweise hat sich Reisen einfach
dahin entwickelt, dass wir einfach nur noch so weit es geht von Zuhause weg
sein wollen, um dem Alltag zu entfliehen und Kraft beim Rumliegen auf
Sonnenstühlen zu tanken. Oder beim Sightseeing im Massentourismus-Stil. Das
Tempo und die Hast, die jeder von uns, wenn er ehrlich sein soll, viel zu
häufig an den Tag legt, hat sich bis in den Bereich unseres Lebens
ausgebreitet, der davon eigentlich befreit sein sollte. Sehenswürdigkeiten auf
einer Bucket-List abhaken ist kein Urlaub, und nur weil man es fotografiert
hat, oder vielleicht gerade deswegen, war man noch nicht wirklich dort.
Ich weiß natürlich, dass jeder nur eine begrenzte Zeit
Urlaub haben kann, und jeder folglich das „meiste“ aus dem Urlaub herausholen
möchte. Bei mir ist das genauso wie bei dem Großteil aller Arbeitnehmer. Was
ich aber möchte, ist, dass jeder versteht, dass man niemals alles sehen kann.
Sich zu beeilen, damit man alles sieht, verhindert nur, dass man wirklich im Urlaub
ankommt. Die kleinen und großen Momente zu genießen, sich selbst vielleicht ein
bisschen besser kennenlernen, und seinen Platz in der Welt suchen, das ist,
worum es im Urlaub geht. 2 Wochen Ballermann-Eimersaufen, an das man sich nicht
erinnern kann – oder über Stock und Stein in dichten Wäldern gehen und auf
kahlen, schroffen Bergen Sonnenuntergänge mit den wichtigsten Menschen im Leben
genießen – ich weiß, wofür ich mich auf Reisen entscheide.
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